Schon morgens auf dem
Weg zur Schule entdecke ich auf meinem düsteren Weg verschlafene
Hausfrauen in Jogginganzug und Felljacke mit ihren kleinen biestigen
Hunden. Ihr Wangen sind gerötet, der Wind zaubert ihnen spektakuläre
Frisuren . Ich trotte seelenruhig an ihnen vorbei, halte Kurs Richtung
Stadt Mitte, spüre die Kälte an meinen Händen. Autos ziehen an mir
vorbei, jede Menge Leute versammeln sich an dem versifften Bahnhof und
ärgern sich über die alltägliche Verspätungen ihres Zuges, gestikulieren
wild mit ihren Lederhandschuhen, stampfen schnaufend auf und ich kann
von hier aus sehen wie ihnen die Wut ins Gesicht steigt.
Schon am
Nachmittag, als ich nach gefühlten 2 Wochen aus der Schule komme,
beginnt es dunkel zu werden. Hektik liegt wieder in der Luft, alle
wollen sie ihren Stress abwerfen wie schwere Sandsäcke, sich ins Sofa
kuscheln und die Seele baumeln lassen. Auch ich sitze wieder hier,
alleine. Beobachte die einsame Straßenlaterne gegenüber auf der Straße,
sehe, wie glückliche Pärchen ineinander verschlungen einen weiteren
Liebes-Spaziergang beginnen. Betrunkene Liebesschwüre fließen aus ihrem
Mund, ich kann es wahrhaftig spüren. Wie sie sich gegenseitig in dieser
Dunkelheit ein Leuchten in die Augen zaubern, es widert mich an und
macht die Kälte unerträglich. Genervte Hausfrauen rennen mit ihren Intertoys-Tüten durch die Straße, ihre Röcke flattern im Wind, ihre Schals bedecken ihr Gesicht wie Terroristen. Ich höre förmlich wie sie selber im Kopf ihre Liste abhaken, wie sie voller Stress nach Hause hasten um erschöpfte Kinder vom Karatekurs abzuholen.
Es riecht nacht Schnee, es riecht nach Weihnachten, es riecht nach gespieltem Familienglück, es gibt wieder lachende Kinder, geschiedene Eltern die den Kampf um die Feiertage fortsetzen. Großeltern, die ihren Enkeln nicht gerecht werden können.
Ätzende Augenkrebs verursachende Weihnachtsbeleuchtungen erstrahlen, nervige Weihnachtslieder erklingen, kitschige Deko wird aufgestellt.
Es ist Winter, es ist Weihnachten. Bald.
Leider.
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